Omphalozele

Paula P.*

Meine Frau hatte nach 7 Wochen in der ersten Schwangerschaft eine Fehlgeburt. Eigentlich wollten wir warten mit einer erneuten Schwangerschaft, aber nach 2 Monaten war es wieder soweit. Relativ früh in der Schwangerschaft hat meine Frau 2x heftigste Blutungen bekommen. Bei der Untersuchung haben wir dann eine Abnormalität des Fötus genannt bekommen.

"Omphalozele" was ist das....????
Nach vielem Lesen und Gesprächen ist uns klar geworden, dass wir einen sehr langen und harten Weg noch vor uns haben werden.
Wir haben von den Risiken der Chromosomschädigungen gelesen, und was es für zusätzliche körperliche Beeinträchtigungen geben kann.
Dennoch haben wir uns gesagt, solange eine kleine Chance besteht, dass wir ein Baby in den Armen halten können, werden wir für dieses kämpfen.
Der nächste Schritt war eine Untersuchung der Chromosomen. Dies haben wir mit der Muttermundzottenbiopsie machen lassen.
Meine Frau und ich waren jedesmal sehr nervös wenn es zu einem Ultraschall gekommen ist. Sieht man alles, ist alles da? Sieht noch weitere Schädigungen außer der Omphalozele?
Nach der Biopsie waren es mit die längsten 24 Stunden unseres Lebens. Die Frage stand im Raum, was machen wir wenn eine Chromosomschädigung festgestellt wird? Eigentlich waren wir uns über das was kommen sollte einig. Aber je länger die Schwangerschaft bei meiner Frau voran Schritt gab es über den gedachten Schritt Zweifel.
Aber dann die Erlösung, keine Schädigung feststellbar. 
Dann wurde nach und nach das Krankenhaus immer mehr in die Untersuchungen involviert. Wir haben vor Geburt schon einen Einblick der Intensivstation erhalten können. Das war sehr bedrückend. Die kleinen Mäuse mit den ganzen Schläuchen....
Unsere kleine Maus ist am 25.07.2012 auf die Welt gekommen. Im Kreissaal haben wir unsere Tochter für 2 Sekunden gezeigt bekommen. Sie ist sofort von den Kinderärzten in einem Nebenraum versorgt worden. Nach ca. 20 min. habe ich dann schon zu meiner Tochter gedurft bevor sie auf die Intensiv gebracht wurde. 
Am Abend war der Anblick für meine Frau am Anfang sehr bedrückend. Der kleine Wurm ohne Regung, mit dem künstlichen auf und ab des Brustkorbes. Die Zunge leicht nach draußen....
Und schon die erste OP hinter sich. Der erste Beutel war bereits angebracht. Ein Beutel, der die Zele vor dem Austrocknen schützen soll.
Nach und nach wurden dann in den folgenden Tagen die Narkosemedikamente heruntergefahren. Die kleine Maus hat dann immer mehr am Leben teilgenommen.
Immer mehr magische Momente waren da, die uns alle unsere Sorgen und Ängste haben vergessen lassen. Die ersten Gesichtsregungen, das erste Greifen, der erste Blick..... Man verliebt sich immer mehr.
Nach 2 1/2 Wochen die zweite OP. Es war ein wahnsinnig bedrückendes Gefühl unsere Tochter jemanden anzuvertrauen denn man überhaupt nicht kannte. Meine Frau hatte nur noch geweint und geweint.
Nach 4 Stunden hatten wir dann auch hier eine gute Nachricht erhalten. Die OP ist gut verlaufen. Jetzt hat unsere Tochter ein Patch erhalten. Einen Beutel aus 2 GoreTex Streifen. Jetzt war es irgendwie mehr verschlossen. Man sieht jetzt keine Darmschlinge mehr....
Wieder folgte die stufenweise Abschaffung der Medikamente. Mit 8 Wochen hat sie dann die Intensiv verlassen und ist auf die normale Chirurgische Abteilung gekommen.
Aber alles an Ängsten und Bedenken ist nun nichtig. Wenn man sieht wie unsere Tochter uns anschaut wenn wir ihr etwas erzählen. Wie sie vor sich hin glucksert.... 
Alle diese Normalen Momente sind für uns ganz klar ein Zeichen.... Wir haben richtig entschieden.
Es werden noch einige OP's folgen, bedingt dadurch, dass wir eine sogenannte GiantOmphalozele haben....

Aber dennoch, wir würden jederzeit wieder so entscheiden....


Fortsetzung folgt.......
*Der Name der betroffenen Personen sind aus Rücksicht auf die Privatsphäre durch die Redaktion verändert worden.